Lyric Book 5




GEDICHTBAND 5




DAS SPHINGENLIED







AM SEIN


INTERFERENZ,
ES RIECHT NACH SEX,
ROTEM ZINNOBER,
KONSERVATION BEISST HELLE SCHATTEN !
LASS MICH HINTER DIE GESICHTE SEHN -
BEVOR DU SPRICHST !

TAMTAM - DUMPFE SCHLÄGE,
DOMINIEREN DEN VERSUCH,
DISHARMONIE IN KONVERGENZ,
GESCHMACK VON LACK, RUCH VON TRUG.

WO NUR, WO, SCHNEIDEN WELLEN SICH INS FLEISCH ?
SCHEIDEWEGEN SCHEINT´S EIGEN :
GLEICHKLANG,
SUGGESTION,
ÜBERTÖLPELND LOGIK SPEIEN.



02 / 02. 00
IK







LÜGENBARON


EIN LAND SPRICHT MIT ZWEI ZUNGEN,
WOHLFEILER SCHEIN,
SEIT EWIGKEITEN PFLEGLICH GELUNGEN,
GEHEILIGTER, UNWERTER SCHREIN.

FAHNEN WEHEN AM HIMMEL,
IM GEISTE,
EGAL WELCHER FARBE, GLEICH,
SIE DREHN SICH IM WINDE,
LEBLOSE STOFFE WEHEN GAR BLEICH.

UNTEN,
AM GRUNDE, DAS STAUNEN,
STIMMENGEWIRR,
AN SCHWELLEN DES RAUNEN.

SICHTBAR NUN, ALL IHRE FAHNEN,
KNATTERNDE LÜGEN.

GEHALTEN AM ERDENEN BODEN,
DEM HORT,
WO ANDERS GESPROCHEN,
GEBROCHEN WIRD,
VERSPROCHENES
WORT.



31 / 01. 00
IK







WAHRHEIT


SIE SCHREIT,
MANN, DU HAST MICH BETROGEN,
SEIT EHEDEM,
MIT FREMDEN WEIBERN BELOGEN,
BRACHST UNSEREN SCHWUR EWIGER TREUE,
WO BLIEB DIESES WORT, WO DEINE REUE ?

ER ANWORTET RUHIG, GESENKTER STIMME,
WAHR IST`S, SEI ZORNIG, ERGRIMME !
ICH WAR UNTREU, HABE GELOGEN,
DOCH, FRAU, BEKENNE :
BEIDE SCHWÜRE, GEWOGEN,
UM WIE VIELE STUNDEN HAST DU MICH,
DURCH MIGRÄNEN, LAUNEN UND UNLUST BETROGEN ?



06 / 02. 00
IK







EUPHORIE


RASANTER GLEITER,
SCHWERELOS,
ÜBER KRATERFELDERN STEINIG, OHNE STAUB UND WOLKEN,
IM LICHTE.
KLAR.

UNBERÜHRTE EBENEN,
SPUREN,
MARKIERTE PFADE, SEIT EWIGKEITEN UNGEGANGEN,
VON GEDANKEN,
ATEMFREI.

RHYTMEN HÄMMERN
IN DEN VENEN,
ADRENALIN PUMPT WÜNSCHE,
REALISMUS,
DEREINST TRÄUME WAR.

GLEISSENDE SONNEN,
WIE GERONNEN,
BLUT,
ABDRUCK DER ZEHEN,
JUNGFRÄULICHKEIT,
IN DEN DÜNEN LEERER MEERE.

WÄHLE ICH,
SPRINGE ICH,
ZÖGRE ICH,
STERBE ICH,
EUPHORIE BRENNT MEINE SINNE HEISS,
GESCHÄRFT FÜR WELTEN,
DIE UNTER MIR,
RASANTER
GLEITEN.

ABER.
GÄB ES WIESEN HIER.


25 / 01. 00
IK







 DAS SPHINGENLIED


AUF GOLDENEN SCHWINGEN,
BLASSROTE SPHINGEN,
STÜRZEN IN SUD,
UND SALZ, TOT ZU MEERE,
INMITTEN ZUCKENDER SPEERE,
TOBENDER HEERE.

SEINER ZEIT WEIT ENTEILT,
BALANCIERT EIN GREIS,
ÜBER HÖLZERNE WORTE,
ZUM TÖDLICHEN ORTE,
DER SPHINGEN
BUCHT.

IN GEBROCHEN GEFIEDER
LIEGEN, SCHON DEM LEBEN
ZUWIDER,
SPHINGEN IM SANDE
DARNIEDER,
AUF DEM FRIEDHOF DER LÖWEN.

ZUM ANGESICHTE
DES GREISEN,
ERTÖNEN,
FAST BRECHENDEN BLICKES,
LEISE, ERSCHÜTTERNDE WEISEN,
KORYPHÄENGESANG.

ANGESTRENGT LAUSCHT,
BEI ARGEN SIECHEN,
DER ALTE,
DEN FREMDEN WORTEN
ANTIKER GRIECHEN,
PHILISTER, WER ZÜRNT !

WAS ERAHNT IHRE BOTSCHAFT,
IN ERSTERBENDEN AUGEN :
ZU HAUF WOLLEN TAUSENDE JAHRE,
ZWISCHEN DEN ZEITEN,
NICHT TAUGEN,
ZUM THRON.

SO SINGEN
ELEND VERENDENDE SPHINGEN,
ABGESANGS SCHAUER,
IN SALZIGEN TRÄNEN ZU MEERE,
ÜBERTÖNEND IN STILLE,
DIE TOBENDEN HEERE.

DER WEISE VON MORGEN
HÖRT ZU,
VOLLER SORGEN,
HOCKEND IM SANDE,
DEM STETEN GEWANDE,
GLEICHMÜTIGER FEIER.

IN DER BUCHT,
VOLL TOSENDER SCHÄUME,
HÄLT ER HOCH GESUNGENE TRÄUME,
ZUR MAHNE, DEM LIEDE FANAL,
DIE LEUCHTENDE FAHNE :
EIN KNOCHEN MIT NARBEN - GETAUCHT IN BLASSROTE FARBEN.



03 / 03. 00
IK







CREOLENZEIT




DER MUSCHELSUCHER ( I )


BRÜTET HEISS DIE HITZE
DIR SCHON,
MUSCHELSUCHER ?
IN GEDANKEN BEREITS
MORGENS,
SCHWARZER PUNKT AM STRAND.


WAS SIEHST DU IM SANDE ?
NOCH MIT JEDER WELLE
IM VORÜBERGEHN,
AN DER STELLE,
WÜHLEN
FLINKE, BRAUNE FINGER.


SIEH AN, WAS DU SAMMELST !
WEISSE AUGEN PRÜFEN UNTERM HUT,
LEDIGLICH BLANKE ZEHEN
ZEICHNEN SPUREN,
WIE DIE MUSCHELN,
KETTEN UM DEN SCHMALEN HALS.


TECTEC, FEINER BEUTE RASSELN
AM GEHÄNGE,
UND SCHWEISS PERLT
VON DER HAUT,
CREOLE,
RINGEL DEIN HAAR AUS STROH.


AM MORGEN HARR' ICH DEINER,
DOCH,
DER STRAND BLEIBT WEISE,
LÄUFST DU FORT,
WOHIN GEHT
DANN DEINE REISE ?


ODER LACHST DU GAR
IM SCHATTEN !
WÄHREND DESSEN ICH IM WATTEN
STEH, UND NICHT BEGREIFE :
STURM WAR DOCH !
ZEIT FÜR MUSCHELSUPPE.



12 / 04. 00 ( Mahè )
IK







MUSCHELSAMMLER ( II )


UM DES STRANDES RUHE,
EINSAMKEIT,
SCHEINT´S GESCHEHEN,
IM SCHWEIFEN WEITER BLICKE,
GESCHREI SCHWARZER KINDERSCHAR.

FLÖHE IM VULKAN
DER SEE,
TOSEN BRICHT DIE BRANDUNG,
OHNE GLEICHEN, ES
TOBT EIN ÖRTLICHER ORKAN.

SCHRILLE MELODIE AN MEERES
STATT,
UNBESCHWERTHEIT, AUGENBLICK,
NEHME SIE ALS TEIL DER STILLE,
DIE SO SELTEN KOMMT.

BESONDERS RARE, SCHÖNE MUSCHEL,
HEB ICH AUF -
BUNTE PUNKTE PERLMUTT
BRECHEN SAMMLERS
LEIDENSCHAFT.



13 / 04. 00 ( Mahè )
IK







DER IRRE ( III )


SCHLENKER, ARM UND BEINE,
LANGES HAAR, DAS SEINE,
BLICK IN WIRREN BAHNEN,
EIN HEMD IN GRELLEN BAHNEN.


GESÄUSEL, WISPERN AUF DEN LIPPEN,
FEDERN SCHEIN' IM WIND ZU WIPPEN,
IN GESTEN, FEINE FINGER,
DIE ZUNGE, WOHL DEM SINGER.


IRRE STELZT ER AUF UND AB,
IHM WERDEN KEINE ZEITEN KNAPP,
GELD NICHT, WEGE ODER FRISTEN,
UND OB,
ER HERRSCHT IM ÜBERLISTEN
DIESER WELT.



12 / 04. 00 ( Mahè )
IK







DAS ENGLISCHE HAUS ( IV )


UMSÄUMT VON HELLGELBER SONNE,
GESCHILFERTE FARBEN,
SO SATT, DIE GRÜNENDEN HÄNGE.
MAN GLAUBT, SCHON HÄTTE BEGONNEN,
EIN BLÜHEN, NACH ENDLOSEM DARBEN,
BEFREITE ÄNGSTE UND ZWÄNGE.


IM BOGEN TEILT HINTER PORTALEN,
DER WEG SEINEN LAUF,
UM SICH AM EINGANG WIEDER ZU TREFFEN.
AN ZIMMERN VERWITTERN DIE ZAHLEN.
AUCH FENSTER,
VOR DEN SICH GILBENDE STOFFE REFFEN,
WIRKEN MALAD.


AUF DER VERBLASSTEN TERASSE,
SCHWIMMT TEE IN DEN KISSEN.
RATTAN, IN FREUDLOSE FORMEN GEZWUNGEN,
SPÜRT HOHN SPÖTTISCHER RASSE,
DER STOLZ EIGEN,
UND GESPÜR, ZU VERMISSEN,
NIEMAND IST JE DAS KITTEN GELUNGEN.


BRAUNER ZUCKER VERBRENNT,
DIE HAUT IM KELLER DER SEELE,
DA DER WIDERSCHEIN LODERT.
IM STILLEN, WO MAN ERKENNT,
DER KALTEN MARMOR STELE,
IST PATINA AN SICH SELBST VERMODERT.


OH !
HINTER AUGEN STEIGT BITTERSÜSS RAUCH,
ENGLISCHE FREUNDIN,
STOLZ, DOCH ZITTERND AM FEUER AUF,
VON HOHLEM WEGE IM BAUCH.
DESWEGEN, UNGEMACH WITTERND DIE CHANCE,
DES SCHLOTES LAUF HÄLT FEINE BALANCE.


DIE MOHREN SCHMOREN IM RAUCHE,
DER BLÄSSE MALHEUR,
HALTBAR VERSIEGELT IN EITLEM GEDENKEN,
DAS ENGLISCHE HAUS,
GERÄUCHERT NACH ALTEM BRAUCHE,
FINDET HEULEND GEHÖR,
VOR DEM RICHTER, NICHT DEN BEDENKEN.



06 / 03.00
IK







KREOLEN ( V )


ENDLICH STILL DIE PFÜTZEN,
JETZT.

REGEN FÄLLT NICHT MEHR,
GRÜNES LICHT, DÜNNES LICHT,
DER HORIZONT IST ROT.

KREOLEN SCHIMMER, NAH VERZAUBERT,
MONDE KREISEN,
UM DAS FUNKENHEER.

WASSERTROPFEN,
PERLEN VON DEN BLÄTTERN.

ROTER ERDE BROT,
DOCH IM FLUGE NOCH,
FÄNGT EIN STRAHL DAMPF IM LICHTE FORT.

KREOLEN TUPFEN, WELLENSPIELE,
ENDLOS.

HIN GESPIEN IM TANZ,
VOM WOLKENFELDERN FÜLLT ER WIEDER,
REGEN, GRÜNES LICHT.

DIE PFÜTZEN STEHEN ENDLICH STILL.



29 / 03. 00 ( Mahè )
IK







LICHT ( VI )


LICHT - IN UNSERN SCHATTEN,
OH, ALS WIR DICH NOCH HATTEN,
ERSTRAHLTE FLÜSSIG LICHT IN TERZEN,
ZUM FEINEN SCHEIN VON KERZEN.

SO HELLE, DASS,
IN SCHWEREM WETTER,
EIN TRÖSTER KAM UND RETTER,
AUS SEENOT HALF DER SEELE,
LICHT : TEMPEL, TALISMAN UND STELE.

DAGEGEN. FERN VON HIER.
STEHN WIR AN SONNIG PLÄTZEN,
SCHEINT DUNKEL UNS ZU HETZEN,
VON MORGENS AN, BIS IN DIE NACHT !
WAS HAT DEN FLAMMENTOD ENTFACHT ?



12 / 04. 00 ( Mahè )
IK







FUNDAMENTAL


BRENNT DAS FEUER,
NUR UM GELÖSCHT ZU SEIN ?
SCHÄUMEN DIE WASSER
ALLENFALLS FÜR WIDERSCHEIN ?

KEINE FRUCHTBAREN SCHÖSSE
FÜR DEN UNTERGANG ?
IST DER FORTSCHRITT
PFORTE DES NIEDERGANG ?

NUN DENN,
WENN,
ALLE RÄDER RÜCKWÄRTS DREHN,
HALTE NICHT AN !

BEGIB DICH AUF DIE NEGATIVE SEITE
DEINER SICHT,
SCHATTEN, KEHRE UM -
DAS LICHT.



21 / 03. 00
IK







NACHTVÖGEL


GLITZER -
SILBRIGE EULEN DREHEN DIE KÖPFE,
ZUM SCHAURIGEN GEHEUL.


RÜCKWÄRTS, ÜBERM WALD,
WO SCHON BALD,
MOND UND SONNE GEBÄREN,
WILDE STERNE.


ERWACHEN -
VOR DEM SCHLAFENGEHN,
ANKUNFT VOR DEM ZIELE.


ALS SICH BEIDE TRAFEN,
UNTERM SIEGEL ALTER DIELEN,
BEGANN EIN DREIFACH SCHIELEN,
NACH EULE, UHU, KAUZ.



09 / 02. 00
IK







JÜNGSTES GERICHT


DU VERVOLLSTÄNDIGST MICH,
UNBEKANNTER KLAGE
WIDERSINN.


VOM JENSEITIGEN UFER,
SEHE ICH NICHT, ICH HÖRE,
DEN SCHACHER ALS RUFER.


VON MEINEN TATEN SCHREIT
SEINE STIMME
ICH HÖRE NICHT, ICH ERFAHRE
VIELES,
BISHER ERTRÄNKTES,
DAS SCHLIMME VON MIR.


EINE NEBELBANK
NIMMT IHN MEINEN BLICKEN,
WORTE ERSTICKEN,
IN WALLENDEN STRICKEN,
ICH LAUSCHE, ICH SUCHE,
DAS KLAGEN,
HÄTTE MANCHES GEWUSST,
SPÜRE NUR STUMMES ERTRAGEN.


KOMMT DER TOD, MEINE NACHT ?
VEHEHLE NICHTS, VERLEIHE MIR MACHT,
ZU DER REDE -
AM ANGRIFF ZU FEILEN,
DOCH ACH !
WIE WERDEN SICH DANN, VOR GERICHT,
DIE KRÄFTE VERTEILEN ?


HIER OBEN VOM HORSTE,
DEN FELS AUS GRANIT,
SPÜRE ICH, TASTE ICH MEINEN FLUCH.
IRGENDWER SCHNEIDET, RITZT AM BRÜCHIGEN TUCH,
TRETE HERAUS, BEVOR DIE STUNDE MIR SCHLÄGT !


ALS ADLERS KRALLEN UND SCHARFER BLICK,
HAUCHT MIR, PACKT MICH KÄLTE INS BLEICHE GENICK,
NUN HÖRE ICH KLAGEN NOCH KLARER,
UNBESCHOLTEN,
SIE SIND VIELFACH WAHRER,
NUN -
WIE GEHT MEINE REDE DAGEGEN,
OHNE ANKLAGE ZUVOR, NEBLIGER SEGEN ?



21 / 03. 00
IK







BRÜCKEN


BAU EINE BRÜCKE JOHN !
IST BRÜCKEN BAUEN,
NICHT SCHÖNER DOCH AUF ERDEN ?


TROPFEN IN DEN ZWEIGEN,
PEITSCHEN DEN REGEN,
AUS WIND, SEIDENSCHLEIER,
NICHT ZU GREIFEN, DOCH ZU SPÜREN,
ALS VERSPRINGEND PFEILER,
DER ENDLOSBRÜCKEN,
ÜBER SEEN, TÜMPEL, LACHEN.


STÜTZEN IN SCHLAMM,
GERAMMT OHNE TIEFEN,
HÖLZER, QUADER, BERSTEND BOHLEN,
VERWIRRENDE SCHAUKELEI,
BRÜCKEN IM SALZ
DER SÜSSWASSERSTRÖME.



II.

HÜTET EUCH - BRÜCKEN ZERBRECHEN !
GEBROCHENE STEGE
ATMEN PFAHLS FAHLE WIEDERKEHR,
UND
SCHUTZ GEGEN ÜBERMÄCHTIG
DRANG DRÄNGENDER FEINDE.


TROPFEN PERLEN SPIEGELLACHEN.
ÄSTE, ZWEIGE, BLATTGEWIRRE SCHNELLEN
WASSER RÜCKWÄRTS IN DIE HELLEN
HIMMEL.


DOCH,
AUF LACHEN SCHWIMMEN SCHLIEREN,
TREIBT FAULES GRAS
NOCH.
PFÜTZEN, STRÖME SAMMELN SICH IM SUND,
ERGIESSEN SICH IM FJORD ZUM MEERESGRUND,
WERDEN BRÜCKEN. GLAS.



31 / 01. 00
IK







BETÖREND


WEIN TROPFT VON DEINEN SCHULTERN,
AUS REINEM, ROTEN HAAR,
WARUM SO BLASS, SAMMLERIN,
WIE DEIN BETÖRENDES GETRÄNK,
IN DEM DU STEHST ?

KELCH, VOLL
UNREIFER TRAUBEN AM GRUNDE,
ÖFFNE TROCKNE SCHLUNDE,
ERGIESS DICH IN ALLEN MUNDEN,
AUF ZUNGEN, DEN WUNDEN.

PERLEN SCHIMMERN MATT,
IM RAUSCH KLOPFT HELLE AN,
DER KELCH.

STAMPFEREI VIERER FÜSSE,
IN GESCHÜRZTEN RÖCKEN,
TRUB SCHWEBT REIN -
IM GLASE,
ROTE TRAUBEN WARTEN AN DEN
STÖCKEN.



17 / 02. 00
IK







WOHIN


ICH HABE BESTÄNDIG AN ALLES,
INSBESONDERE AN MEIN EIGENES TUN,
HOHE, FAST ZU HOHE, DA ANS PERFEKT IDEALE GRENZENDE,
MASSTÄBE ANGELEGT,
DIE WOHL,
WENN ÜBERHAUPT,
NUR IN PUNKTUELLEN SEQUENZEN ERREICHBAR SIND.

DER PREIS HEISST EWIGE UNZUFRIEDENHEIT.
GETRIEBEN SEIN.

ABER ES IST DER EINZIG GANGBARE WEG,
IN SICHTWEITE
DER UNTERSTEN PLATTFORM
NEUER, ERWEITERNDER INTELLIGENZ ZU ERLANGEN.

ANDERNFALLS STIRBT DER MENSCH,
BLEIBT SEIN SINNLOS.



01 / 03. 00
IK







TRIUMVIRAT


I.

SEHT DIE CLAUDIER
IN RÖMISCHEN GÄRTEN,
CLAUDIUS UND CLAUDIA,
NICHT IM GEWANDE, ALLEIN,
IN WÄRMENDEN THERMEN.

WASSERSPIELE,
JULIER, HERR DER THERME,
SCHAUT DER LIEBENDEN GEBAHREN.
TROTZ FLIRRENDER WÄRME,
SPIEGELT MARMOR KALTE GEFAHREN.

ARGUS WACHE !
CLAUDIUS LIEBE WANKT IN RACHE,
CLAUDIA, SCHWESTER DER ZWÄNGE,
IST WEG UND WILLEN,
HÖHE STATT LIEBE ZU ERRINGEN.


II.

CORNELIER,
IN PURPURGESÄUMTEN TOGEN,
EURE GESCHICKE TREIBEN OBENAUF,
IM WELLENTALE HOCKEN CLAUDIER.

EITELKEITEN, WIE FACETTEN,
FÄCHERN SPRÖDE WINDE IN DIE THERME,
JEDOCH VERSPÜRT VERHÄRMTER ADEL KEINE WÄRME.

CLAUDIUS, GEKLEIDET NUR IN NASS,
FÜHRT EINEN EDLEN NAMEN,
DOCH DER RAHMEN HÄLT EIN BILD MIT DRAMEN,
FAMILIEN NIEDERGANG.

DRUM TRÄGT ER CLAUDIA,
LEDIGLICH AUF HÄNDEN, NICHT IM HERZEN,
RASCH ZUM JULIER HIN.


III.

DERWEIL VERFÜHRT DER RÖMER,
ARG BETÖRT, DIE JULIERIN,
WÄHREND CLAUDIA
TREU UND GLAUBEN BÜSST.

AUF SENATORENSTUFEN SPIELEN
VERFEMTE DES TRAUTEN,
AM GRIFF SPITZER DOLCHE SCHICKSAL,
IM SCHUTZ STOLZER BAUTEN.

JULIER, CLAUDIER, WEHRENDE CORNELIER !
VERSCHWORNE FEINDE HEISSER BÄDER,
STREBT HINAUF SENATSREINE STUFEN -
ES WINKT, DIKTATOREN, DER STAB,

DOCH FÜHREN WEIBER DIE FEDER.



20 / 02. 00
IK







GEWITTERFLUG


I

MEINE BARKE FLIEGT ÜBERN BALLEN,
FINSTERNIS GAR,
AUF TOSENDEN TÜRMEN,
WELLEN IN TAUSENDERLEI STÜRMEN.

FEINE SEGEL BLÄHN ZU GRAUEN STOFFEN,
ZUCKEND GRELL IM BLITZGEWITTER,
KLABAUTERMANN SITZT ALS REBELL
AUF KUPFERN TROSSEN.

SCHAUER PEITSCHEN GANZE REGENWÄNDE,
DURCHNÄSSEN MEIN GEWAND,
TREIBE BARK, ÜBER DEN GEWITTERN !
ANKERPLÄTZE NICHT IN SICHT.


II

DARÜBER DIE STERNE, STEHEN EINZIG STILL,
STAUNENDE ZEUGEN EINER FLUCHT.
ANS RUDER, STEURMANN !
RASE IN SCHWINDELNDE TÄLER,
STÜRME AUF NEBLIGE HÖHN.

DA ! TEUFEL ENTERN MEINE BARK,
FREUND TOD IM SCHLEPP,
FUCHTELN SENSEND NACH DEN TAUEN,
NOCH ERTRINK ICH NICHT,
JEDOCH UNSRE ZUVERSICHT.

EIN STRAHL GREIFT NACH KLABAUTERMANN,
FUNKEN STECHEN SEELENPEIN IN BRAND,
ANGST REITET NUN DIE BARK.


III

KEIN WORT, NUR SCHREIEN,
KEIN LÄRM, NUR TOSEN.
ZUCKEN LEUCHTET IN DIE SZENEN,
ENTSETZEN IM GESICHT.

UND DIE KISTE RAST DORTHIN,
WO KEINE UFER STEHEN.
WASSER OBEN, UNTEN, SCHIER VON ALLEN SEITEN,
UND FINSTERNIS GEKRÖSE,
IN ECKEN KEINE RICHTUNG, ORIENTIERUNGSLOS.


IV

HALTE AM RUDER STUREN BLICKS NACH VORN,
OBEN DREHT NACH UNTEN,
SPANTEN ÄCHZEN,
AUF ZUM TODESKAMPFE !
ALLENFALLS BLEIBT UNS EIN STOSSGEBET :

IHR HEIDEN, MUSLIME, HINDUS, CHRISTEN !
TAUSEND NAMEN, TAUSEND LISTEN,
ERSAUFT IN TEUFELS NAMEN,
NUR, ZIEHT EIN,
DEN ANKER EWIGER DRAMEN.



14 / 02. 00
IK







DREI ZYKLEN


DUMMHEIT IST DIE GENÜGSAMKEIT DES UNGEWISSEN,
MITTELMASS DAS EWIGE HERBETEN DES BESTÄNDIGEN,
GRÖSSE, DAGEGEN,
LEBEN ÜBER DEM WIDERSPRUCH AUS AUSSERGEWÖHNLICHEM
UND NORMALEM.



13 / 04. 00 ( Mahè )
IK







ZWEI ZYKLEN ( AMC )


HALT MICH FEST -
SONST LASSE ICH LOS.

NACH MEINEN WOLKEN,
HÖRE AUF DEN TAG,
DEN DU TOT WÄRST.

IN NEBELBÄNDERN,
WEBEN PALMENSPINNER SONNENFÄDEN,
VOM MORGEN IN NEUE SCHLEIER.



04 / 05. 00
IK







MASS DER DINGE


WAS NÜTZEN MIR KONTINUTÄT,
VERLÄSSLICHKEIT,
WENN SIE MITTELMÄSSIG BLEIBEN ?

DANN LIEBER STÄNDIG UNTER MASS,
ABER DAFÜR EINMAL, EINMAL NUR,
GANZ OBEN !



11 / 04. 00 ( Mahè )
IK







SIE SIND


LEUTE KÖNNEN TAUSEND DINGE TUN,
OHNE DASS ERKENNBAR WIRD,
WIE SIE SIND.

UND DIESELBEN LEUTE BRAUCHEN
EINE SACHE NUR ANZUDEUTEN,
HALB ZU MACHEN.

UND MAN WEISS,
WAS SIE SIND.



10 / 04. 00 ( Mahè )
IK







DIE LIEBEN


I


NORMALE UND GEMOCHTE,
SIND DEM LICHTE KEINE DOCHTE.

DRUM SIND SIE HOLZ DER BIRKEN,
MITTELMASS DES GROSSEN WIRKEN.


II


ZERFALLT ZU STAUB, VERBLAST IM WINDE,
WILDSAMEN FEHLEN NOCH IM NEUEN KINDE.

MIT IHNEN UND DEN ANDERN,
EILT DER ZUG DES GROSSEN WANDERN.



29 / 03. 00 ( Mahè )
IK







 SEHNSUCHT


IHRER NICHT BERAUBT,
LÄSST DEN FREIHEITSWERT
NUR AHNEN.



23 / 02. 00
IK







KRIEGSFUSS


WER DINGE REALISTISCH BETRACHTEN WILL,
DARF IHNEN WEDER ALS FEIND NOCH FREUND
GEGENÜBER TRETEN.



07 / 03. 00
IK







IKONEN


NICHTS NERVT MEHR.
LEBENDE LEGENDEN.



07 / 03. 00
IK







AGONIE


1.

IN BEREDSAMKEIT DER STILLE,
BLEI AUF TINTENBAHNEN,
LANGEN WELLEN FOLGEN TÄLER.

WARUM ?
VERDREHUNG STERBENDER PUPILLEN,
UNSELIG DER GERUCH,
VOM KAMPF SCHWEISSNASSER AGONIE.

FINSTRE WOLKEN JAGEN,
LÜSTERNHEIT DER AGONIE,
TARNEN KARSTIGE RIFFE DA VORN,

ZERSCHELLT EIN KAHN,
AM GRUNDE DES GESCHEHENS,
SCHÄUMT VOR MUSCHEL MUNDE,
BETÖRT EIN LETZTER AKT, DER LETZTE.


2.

HEBE AN WIND !
STURMGEBRAUS, EIN LETZTER,
DER LETZTE ?

WEIDWUNDES LEBEN,
TATARUS IM AUGE,
IN DIE KNIE !
ZWINGE ERHABENHEIT VOR STOLZ.

BRECHENDER SCHEIN,
DURCH HETZENDE SCHLEIER,
LEBENSZUG UM ZUG.

AHNE IHN, DEN REGEN !
MIT BLITZ UND SCHLAG VORAN,
ZUCKEN, KRAMPF,
UNSER MÄCHTE AUS.



02 - 04 / 04. 00 ( Mahè )
IK







SILHOUETTE


SONNEN !
GRANITENE BLÖCKE DES ALLS,
STRAHLT WÄRME AB.

IN DUNST UND HELLE SETZT DIE NACHT,
MASKEN DER MONDE VORS GESICHT.

OH VENEZIANER !
TÄUSCHT UNS NICHT,
KALTER SCHEIN ZUM TROSTE.

AN MANCHEN BÖSEN TAGEN
SEID IHR DES ZWEIFELS HORT.


EIN MOND HAT MIR BESCHIENEN, DER SONNEN UNTERGANG,
UND MORGENS NOCH, ANBEI, IHRE NIEDERKUNFT.


HEILIGES LICHT DER HIMMEL,
SO REICH, DER GÖTTER NAH,
RICHTETE DIE MASKEN HINTERM SONNENSTRAHL.



Gewidmet Silhouette
11 / 04. 00 ( Mahè )
IK







DAS HAUS


DAS VERTRAUTE SCHEPPERN
EINER SCHLAGENDEN TÜR.
HOLZ AUF HOLZ,
GAZE ZUM SEGEL.


SICHER. ZU HAUSE.
GERÄUSCH FLIEGENTÜR.



19 / 06. 00
IK







TAKAMAKA


DREI ÄSTE RAGEN INS GELICHTE,
ACH, ES FEHLT DER BLÄTTER DICHTE,
BRÜDER TOD IM ARGEN GEISTE,
SENSERICHS GEFOLG, DAS MEISTE.

KEIN LIED KLINGT AN,
ZUR KLAGE WEGEN,
KEIN KÄMPFERHERZ
ZÜCKT SEINEN DEGEN,
STUMM ZIEHT DER NEUE MOND VORBEI,
ALS BESCHIENE ER NUR EINERLEI.

BLAUE SONNEN BRENNEN FURCHEN,
LÄSST IM WAHNE STIMMEN HORCHEN,
ALLEIN, SIE QUÄLTE NIE DIE BÄUME,
KOCHTE SÄFTE NICHT ZU SCHÄUME.

SYNONYM VON TRAUER,
LIEGT SPÜRBAR AUF DER LAUER,
EIN BRECHEN, ÄCHZEN, SCHREIEN,
UNBEDACHT IM FEUERSCHEIN,
LÖSCHT ASCHE ALLE HÖLZER PEIN.

DER REST DES BAUMES GEWICHTE
HÄNGT NOCH AM LEBEN,
DRÄNGT WIEDER ZUM LICHTE,
NEUEN ÄSTEN NAHRUNG ZU GEBEN.

DOCH SEIN LEIDEN, EIN STUMMES,
KANN SO ER NICHT WENDEN,
DER TOD IN IHM,
WIRD DIE TRAGÖDIE BEENDEN.

WO STEHEN DERARTIGE TRIEBE,
FERN VON HIER, IM PARADIESE DER LIEBE ?

DREI TOTE, FAHLE, GESTORBENE KAHLE,
IM KAMPFE UM LICHT,
DAS BEREITS NICHT MEHR IN IHNEN IST.



10 / 04. 00 ( Mahè )
IK
 

 

 

 

 

 

 

NINIVE


BLAUE ZEITEN SPIELEN NICHT,
AM STRAND VON NINIVE.
NIMM MICH MIT
NACH NINIVE.

NINIVE, GENEVA,
WO STEHT DEIN UNBILL STERN ?



23 / 05. 00 ( Mahè )
IK







TRAUMSCHLAF


VORBEI AN SCHLAFENDEN PFERDEN,
HINDURCH VERSTEINERTE HERDEN,
SPRINGT, MEINE TRÄUME !
LEBENDIG WERDEN DIE BÄUME,
STAUBTRÄNEN RINNEN,
EIN SALZEND GESCHÄUME
AUF KREISCHENDEN SINNEN.

WASSER IN SCHMUTZIGEN PFÜTZEN,
GOLDENE HAUT, ABER KEINERLEI STÜTZEN,
WO TRÄGT EIN ESEL DIE OHREN ?
BEFLÜGELN PALMENWEDEL DIE MOHREN ?
TROMPETENSCHWALL !
EILENDE BOTEN,
TRAGEN VERBORGENE NOTEN.

DANN RICHTET ENDLICH DIE BEINE,
GÖTTERBRUT !
ICH VERLANGE DOCH NUR DAS MEINE,
ENDLICH DIE STRASSE HINUNTER,
ZU FUSS, OHNE HILFE, GANZ MUNTER.
WESHALB, TRAUMA ENDLOSER NÄCHTE.
ERSCHEINEN MIR NICHT DIE EWIGEN MÄCHTE ?

GEBT MIR MEINEN TEIL, ÜBERHÖHTE,
ALS BEINE, HÄNDE, HIRN - OH NÖTE !
EHERNE SCHULD IST MITNICHTEN SÜHNE,
NUR GAST BEI DEN HELDEN DER BÜHNE,
VERDAMMT, ICH SITZE, WILL STEHEN,
ALLE WEGE NACH VORN : NICHT ZU GEHEN !
MELODIEN IN MEINEM KOPF,
DER TÄNZER IM SCHATTEN - EIN TROPF.

OH TOD, HÖRE MEIN WERBEN !
WO BLEIBT DAS ERLÖSENDE STERBEN ?
MELANCHOLIE
HEISST DIE KRANKHEIT.



14 / 03. 00
IK







EINGEBUNG


MEINE GEDICHTE SIND COULAGEN
ALLER COLEUR,
ZUSAMMENGESETZT
AUS SATZFETZEN, EINDRÜCKEN, BILDERN,
GESEHENEN, GEHÖRTEN, GELESENEN,
VERGANGENEN, HEUTIGEN, ZUKÜNFTIGEN,
SEELISCHEN SPIEGELUNGEN
UND IDEEN.



07 / 03. 00
IK







ADONIS


EIN JÜNGLING RÄT DEN SEINEN :
ES SCHAFFT DEM SEIN NICHT FREUNDE,
FALLS IHR BLINDLINGS RÄTSELT.
MEIN GLEICHNIS IST DER LOGIK HERR.

IM WANDELGANG DER SÄULEN,
UMRINGT VON DEN GETREUEN,
SPRICHT GOTT ADONIS -
ERSTER UNTER GLEICHEN :

ERHÖHT WIRD UNSER BERG,
DURCH EIGEN GRABEN IN DEN TÄLERN,
GIPFEL ALLEN STREBEN,
DOCH NICHT DIESEN,
ALLENFALLS DANEBEN.

FURCHTSAM,
GOTTES FLANKEN BLEIBEN HEILIG,
UNBEDRÄNGT, DER SCHELTE FREI,
GLATT POLIERTER STEIN, GRANIT,
KEIN RISS.

SCHATTEN DRÖHNEN NICHT.
STUMM WERFEN SIE IN IHREN GRENZEN
LICHTER UM,
GÖNNEN SILBERDISTELN RAUM.

KÜMMERT DER BEWEIS DARÜBER ?
ERSTICKT GESCHREI UND ZAUDER
NICHT DEN MEISTER,
NIE JUNGES BLUT UND NEUES HIRN ?

ADONIS HÄLT DER WORTE FEST,
STILLE ZU BEMÜHEN,
FRAGT NACH ZÖGERN DANN :
SAGT, SIND SCHÜLER NICHT GRANIT,
POLIERTE PLATTEN AUF DEM GRABE ?

DUNST, BEILEIBE WEIHRAUCH KAUM,
ÜBER ALLEN FREUDENFEUERN.
WUNSCH, BEILEIBE NICHT DER TRAUM,
WIE SIE AUCH BETEUERN.



07 / 03. 00
IK







IN TIEFEN WASSERN







MOULIN ROUGE ( 1 )


ERDENRUCH IN ROT UND OCKER,
TROPFEN BRECHEN ERDEN LOCKER,
FRISCHER SCHEIN,
DAMPF ÜBER SCHOLLEN,
LEBENS GEIST HERVOR GEQUOLLEN,
BLEIBT HAFTEN IN ERINNERUNG.

FÄULNIS AUS DEN TIEFEN,
STEIGEN HOCH,
PALMENWEDEL TRIEFEN,
SCHWER AN LASTEN NÄSSE,
STACHELN STRECKEN ALLE BLÄSSE,
AUS DER HAUT MIT SPITZEN DORN.

EIN RINNSAL STREBT BEHENDE,
IM STURZBACH HIN ZUM ENDE,
UND,
ALS OB DIE FEINEN SCHAUER,
VERSPRÜHT SIND NUR VON DAUER,
LUGT DIE SONNE SCHON AM TORE.

RAUSCHEN HINTER UNSICHTBARER WAND,
IST FARBE, DUFT IN FREMDER HAND,
AN JENE SCHMERZEN NUN KEIN DENKEN,
ICH SCHAUE ZU,
LASS FREMDES LENKEN,
SO STEHT ES UNTERHALB VON MIR.

GRAUE KÄMME, SILBERWOLKEN,
STETIG SCHEINT DAS RIFF GEMOLKEN,
VON HORIZONT BIS STRANDES KÜHLE,
DEM WINDE NAH,
VERTRAUTE MÜHLE,
NOCH HELLER IST DEIN KLANG.

STÄUBEN IN MEINEN AUGEN,
DIE PRISMEN, GEBROCHENE FARBEN,
DIE NICHT TAUGEN ZU MALEN,
WELCHE LAST !
DER REGEN EILT NICHT, KURZE RAST,
HITZE FRISST DIE SPUREN.

WAAGE SCHAUER, AUF ZUM SCHIFFE !
ANKERT MIT RUHE BEI DEM RIFFE,
LANGE SCHATTEN GRAUSAM FALLEN,
SCHLUCKEN REGUNGSLOS DAS HALLEN,
ECHO WIDERSPRUCH,
BETÄUB MICH WOHL.



28 / 03. 00 ( Mahè )
IK







GRÜNER FLASCHENHALS ( 2 )


WÜNSCHE MIR,
ES WÄRE TRUG,
ZU TREIBEN AUF DEN WASSERN,
WIE IM FLUG.

GRÜNES FLASCHENGLAS SPÜLT WOGEN,
UND ICH TUE, WAS GEWOGEN,
TAUCHE IN DAS TIEFE,
FANG DEN BLICK,
LASZIVE !

SCHAUE VORWÄRTS NACH GEZEITEN,
VERHANGEN SCHAUM,
ZUM REITEN.
STÜRME ZIEHEN MICH NACH VORN,
SCHLAFFE SEGEL KAUM.

AN DECK !
PARADIES IN SCHAUERN,
UMRINGT,
VON GRÜNEN MAUERN.

REINLICHES, VERFAULEN,
GAR EIN EDEN,
KRONEN DÄMPFEN GEGENREDEN.
SCHATTEN ! LAUF VIEL SCHNELLER,
DÄMMERLICHT - ERHELLER.

ES BLEIBT DOCH KEINE STUNDE,
BIS SONNENUNTERGANG.
ROTUNDE,
ZUM SAUM DER TROPENNRACHT.

BAUM, ERKENNST KEIN EIS,
ROTE BLÜTEN WÜRDEN WEISS,
SCHLAG ANS GESTADE, FALLS
DIE STUNDE SCHLÄGT DIR HIER,
IM GRÜNEN FLASCHENHALS.

NAGT DAS BLAU DER SEE,
FISCHER, FAHRE NICHT, ACH WEH !
DEIN GESCHICK RICHTET DIE GICHT,
DER GESCHICHTE KEIN GERICHT.



30 / 03. 00 ( Mahè )
IK







TEUFEL IN UNS ( 3 )


DÄMONEN MEINER, UNTERGANG,
AN DIE PFORTEN DES ERWACHEN,
SCHLÄGT EIN STURM. VON ZEIT.
FENSTERLADEN SCHLAGEN ZU,
HEISSER WINDE SEGEL.

ZÜRNE NICHT, FIDELER GOTT,
IN ABSTRUSEN DÜNEN,
VOM JENSEITS HER, IM AUFGALOPP,
EINE HETZJAGD DÜSTRER REITER,
APOKALYPSEN SPUR.

TRIEBE IM TREIBSAND,
LEGT NARBEN VON HÖLZERN,
INS ROHE GESICHT,
POLITUR ZEIT,
KRISTALLE QUARZENER SAND,
SCHMIERGELN GEWISSEN ZU GLAUBEN.



24 / 06. 00
IK







 RESÜMEE


KEIN GRIFF IN MEINE TASCHEN,
SOLLTE ÜBERRASCHEN,
KORDEL, SAMEN, MESSER, BALL, UND RINGE
LANDEN,
BESSER STRANDEN AUF DEM TISCH,
ALS PLUNDER ?
ERSTAUNE NICHT, ES IST EIN WUNDER.

KORDEL WEISE MIR DEN WEG,
FEST AM KNÄUEL,
GEHALTEN,
FÜHRE MICH ZURÜCK AUS HÖHLEN,
VON MINOTAURUS GRÖHLEN.

SAMEN SÄHE ICH UND SCHAUE
NACH DEM WACHSEN,
HINTERLASS MIR EINE SPUR,
NUR, EIGENNUTZ GEHABE,
SPRIESST NICHT AUF MEINEM GRABE.

UND DAS MESSER HIER,
SCHNEIDET MIR DAS BÖSE,
AUS DEM HERZ,
GUT TUN WIRD ES MIR,
ICH VERSPÜRE KEINEN SCHMERZ.

MIT DEM BALL,
TREIBE ICH MEIN SPIEL,
VON FRÜH BIS IN DIE NACHT,
AN FREUDEN HABE ICH NICHT,
ZULETZT GEDACHT.

RINGE GAR DER VIELEN,
RECHT DER ENGE,
ZWÄNGE,
DOCH ICH TREIBE SIE HINAUS,
DURCH DIE MENGE.



30 / 03. 00 ( Mahè )
IK







DER EWIGE KAMPF


I


HINTER KNOCHENGOTTS EHERNEM SCHILDE,
REITET DER TEUFEL, ASCHFAHL,
WAS BRINGT DIE ELENDE GILDE,
TOD, SEUCHEN UND QUAL ?

SEIN GAUL TRAKTIERT SATTES WERDEN,
STAUB UMHÜLLT BEIDER LEIB,
AUF DAS BÖSES WACHSE AUF ERDEN,
NIMMT SICH DER HEHRE EIN WEIB.

VOR DER HÜTTE DES SCHWACHEN,
PFLÜGEN SPEERE DIE HÖLZERNE PFORTE,
FEUER SPEIT DER RÖSSERNE DRACHEN,
FINSTER WIRD DIESER HORT.

ER FORDERT DES BAUERN TOCHTER,
ZUR LÖHNUNG IHRES VERWEILEN,
UNGEDULDIG IM ZORN VERMOCHT ER,
NICHT HITZE UND KÜHLE ZU TEILEN.


II


DÜRRE ARME GREIFEN DAS KIND,
EIN SCHREI DER MUTTER ZERBRICHT,
DA TROTZT DER BAUER, UND FICHT,
ZUM STURME ERHEBT SICH DER WIND.

FORKE, BEIL UND EIN MESSER,
SCHLEUDERN DEM BÖSEN ZU KOPFE,
ALLEIN, GRAUEN PACKT IHM BEIM SCHOPFE,
WESHALB TRAF DER BAUER NICHT BESSER.

NUR WENIG SCHLÄGE ZUM TOD,
IM AUGENBLICK FURCHTBARSTER NOT,
WIRFT DIE FRAU EINEN STRICK,
UM DAS KNOCHENGENICK.

RASANT SCHEUT DER KLEPPER,
UND STÜRZT RÜCKLINGD AM WEGE,
DAS SEIL, VERHEDDERT AM STEGE,
ZERREISST DAS SKELETT MIT GESCHEPPER.

NOCH STECKEN DIE FÜSSE IM BÜGEL,
DER REST ZWISCHEN PFOSTEN UND ZÜGEL.
FÜR HEUTE ENDET DAS RINGEN,
KANN MORGEN WIEDER BEGINNEN.



05 / 04. 00 ( Mahè )
IK







ÖDIPUS


I

ICH SAH HINAB IN DIE GROTTE,
DER PESSIMISTEN MAROTTE,
ZU SCHAUN JENE SCHATTEN,
DEN LICHTERSCHEIN, MATTEN.

MÜDES LEBEN HARRTE MEINER,
TÖDLICH LANGEWEILE,
GAR KEINER,
LACHTE GAR ODER SANG,
LEICHENBITTERE MIENE
ZU DÜSTERNIS GANG.

SIE WERTETEN MEINER SEELE ZUNFT,
ZOGEN AM GEWANDE,
BOGEN VERNUNFT,
AUF DASS ICH BEI IHNEN BLIEBE,
DIE DIEBE.

DA FLOH ICH DEM GRAUEN,
HIN ZUM LICHTE, DEM BLAUEN.
NIEMALS STIEGE ICH WIEDER NACH DRUNTEN,
TRÜBSAL - BLASE WER WILL,
NUR BLEIB MIR VERSCHWUNDEN.



II

SCHRECKEN, WAS,
EIN FREUND ENTSCHWAND,
VERLOR HOFFNUNGEN AUS SEINER HAND,
AN JENE TRÜBSAL BLÄSER,
DEN HORT VERGILBTER GRÄSER,
UMFANGEN VON DER NACHT,
IHRER TOTEN, DUMPFEN MACHT.

AUF ZU IHREN HÖHLEN !
IN MIR,
HÖR ICH DIE RACHE JOHLEN.

STIEG WIEDER HINAB,
ERNEUT IN DEN SCHLUND,
EIN TUCH VERSCHLOSS MEINEN MUND,
WACHS MEINE OHREN,
FÜR DIE WORTE DER TOREN.

UND ICH FAND DEN FREUND,
AN JENEM BAND,
MIT DEM DER TOD IHN VERBAND,
GRAM AM BLICK, GRAM AM HERZEN,
VON INNEN SCHWÄRTEN DIE SCHMERZEN,



III

ICH NAHM SEINE HÄNDE,
TRUG DAVON IHN, BEHENDE,
UND ERSTICKTE SEIN ENDE IN LIEBE.



05 / 04. 00 ( Mahè )
IK







ANGESICHTS MEINER TRÄUME







SO FLIEGEN SIE FORT


UND EIN TAG BEGINNT.
ICH ATME DURCH DAS GRÜN DER WIESE,
SIE LIEGT IM MORGENTAU.
DUFT ERWACHT ALS FRISCHE,
VERTREIBT DAS SCHLEIERGRAU.

UNTERM SCHRITTE BRECHEN,
DIE JUNGEN STRAHLEN DURCH.
EINGEWOBEN
IN DAS NEBELHAUS,
AUS TAUSEND SCHÖNEN FARBEN.

SCHMETTERLINGE WÄRMEN SICH,
IN BUNTER FLUT,
AN PRISMEN STELLE,
BEGINNEN IHREN TANZ,
AUF FLÜGELN LICHTER WELLE.

JAGEND NIMMT MEIN RUFEN,
GREIFER NACH DEN BLÜTEN,
OHNE HINZUSEHEN,
GAR ZU BEHÜTEN,
IN HATZ DIE GANZEN STUFEN.

TUPFER IN DIE FLUCHT,
SO BLAU UND GELB, SO ROT.
MEIN NETZ FÄNGT WOLKEN EIN,
UND HISST MIT WUCHT,
DEN NEUEN SONNENSCHEIN.

IM BERNSTEIN SCHLAFEN FALTER,
EIN WUNDER ZUM VERWEILEN,
ZU SCHAUEN, ZEITANHALTER,
GEDULD,
DARF ICH NICHT SO EILEN.

ACH, IM STETEN GLANZE,
DER REGENBOGEN
SCHWEIGT,
BETRACHTER OHNE HAST,
DEIN JUGENDGLÜCK VERBLASST.

DA GEHT EIN BILD BENOMMEN,
MIT DER TROPFEN DUNST.
ICH SAH IHN NUR VERSCHWOMMEN,
DEN AUGENBLICK.
DER GUNST.

UND MEINE NACHT BEGINNT,
SIE SIND SCHON FORT GEFLOGEN.



04 / 07.00
IK







ERLEUCHTUNG


AN WALDES SAUM,
KAUM KANN ICH ES ERAHNEN,
TREFFEN SICH AUF IHREN BAHNEN,
HIMMELS SCHATTEN,
UND DER VON STERNEN,
UM MICH HIER,
AUS UNENDLICH WEITEN FERNEN,
IN DUNKLE HELLIGKEIT ZU TAUCHEN.

BLENDWERK SCHWARZE SONNE,
WILL MICH AUSERWÄHLEN,
DIE GEHEIMNISSE ERZÄHLEN,
VON SUMPFES GRÜNS,
UND MODER,
UM MICH RUM.
WIE IN DEN WEITEN,
FÜHREN ZWEIFEL DEN GEWEIHTEN.

IN FEUERS GRELLE,
KAUM KANN ICH ES ERTRAGEN,
SCHLÄGT MIT EXPLOSIVER HELLE,
DER GEDANKE EIN,
UND SCHWEBT,
UM MICH RUM,
TAUCHT ZURÜCK IN BLINDHEIT,
DIE HELLIGKEIT DER KINDHEIT.



06 / 07. 00
IK







SANDSTURM


MEER AUS SAND,
TAG UM
TAG,
PFEIFENDE WANDERER,
JEDES KORN.

NEBEL IM TROCKENDOCK,
BANK UM
BANK,
VERSCHLEIERNDE SCHWADEN
AUS SAND.

IM SAND.
VERSUNKEN,
ERTRUNKEN IM WASSER DER WÜSTE.



07 / 07. 00
IK







DIE KRÄHE


PECHGLÄNZEND SCHWARZ,
MONDGOTTES LÜGEN,
UNRUHIGER KRIEGER,
IN BAUSCHENDEN ZÜGEN,
MISCHT SICH
KALTES ZUWIDER.

BLICKE SO SCHARF,
DES SCHNABELS FLORETT,
POLIERTE RÜSTUNG,
FEIN ÖLIG SONETT,
HEBT AB
VON DER BRÜSTUNG.

DES EINZELKÄMPFERS MANIE.



28 / 08. 00
IK







BODENLOS


GELAUSCHE. MIR.
ÜBER PLÄTSCHERNDEN QUELLEN,
AUF HELLE TRÄUMENDER SCHATTEN.
MUSIK UNGETRÜBT,
VOR DEN WEIDEN,
UNBEKANNT HIER,
STÜMPFE. ERLEIDEN.

STÖRE. MEIN FUSS.
AUF TROCKENEN ÄSTEN,
STEHE EINFACH BEI FESTEN.
UND LAUSCHE,
DEM SAMTENEN BOGEN,
ALLER DRAMEN. GEWOGEN.
HELDEN VON DIR.

MELANCHOLIE. HERBST.
IN FRÜHJAHRS PFADEN,
DAS KLINGEN. SCHLEGEL.
ERHÖHUNG VON PEGEL.
MEINE GEDANKEN FAHRN BOOT,
IM GLÜCK. OHNE LOT.
KEINEN GRUND.



28 / 08. 00
IK







TEUFEL IN UNS ( VARIANTE 2 )


DÄMONEN MEINER,
UNTERGANG.
AN DIE PFORTEN BÖSEN ERWACHENS,
SCHLÄGT EIN STURM VOR DER ZEIT,
FENSTERLADEN,
ZU
HOHEN WELLENBERGE SEGEL.

ZÜRNE NICHT !
FIDELER GOTT.
IN ABSTRUSEN DÜNEN JENSEITS HIER,
IM AUFGALOPP DER HETZJAGD
DÜSTRER REITER,
AUF
APOKALYPSEN SPUR.

TRIEBE IM
TREIBSAND.
POLITUR ZEIT NARBENDER HÖLZER,
KRISTALLE QUARZENER SAND,
SCHMIERGELN GEWISSEN FÜR GLAUBEN
INS
ROHE GESICHT.



19 / 06. 00
IK








MESKALIN


ERWEITERE, BEWUSSTSEIN,
MEINEN GEIST !
BLÜHE UND VERGEH´- ALS SILBE VON UNSTERBLICHKEIT.
NUN AN, JENSEITIGKEIT,
ERÖFFNE MIR DIE TORE !

HEHRE PFORTE, SCHREIN,
DES SEIN,
WELCHES WERDEN WIRD NUN MEIN ?
EINSAMES ERDULDEN,
ERFÄHRT GRAUSAM DIR UND MIR.

TROTZDEM.
KEINE FRAGEN AN DER SCHWELLE !
UNSER HARRT DIE STELLE.
DIE WENDE,
DAS ERKENNEN VOM ENDE,
WO RÄTSEL BLOSS ALBERN SIND.



30 / 06. 00
IK







KIND IM GARTEN


DEM KIND IM
SCHATTEN UNTERM BAUME,
VERDUNKELT NOCH IM TRAUME,
DER BLICK DIE FERNE WELT.

DAS KIND ALS
SCHATTEN HINTERM HAUSE,
VERGÖNNT SEI DIR DIE PAUSE,
LAUSCHE DEINEN WÜNSCHEN.

DIR KIND !
SCHATTEN ÜBER SCHATTEN,
DER WOLKEN ÜBERMACHT,
DOCH WARTE NUR IM GARTEN,
ERPICHT,
AUF SONNENLICHT.



28 / 08.00
IK








HIMMELSSCHNEIDER


HIMMELSSCHNEIDEN VON STAHL
IN GLÄSERN TRÄUMEN
AM HORIZONT.

RHYTHMUS DER GEZEITEN
SCHWAPPT IN
ERFROREN SEELEN.

ERBLÄUT VON WOLKEN,
WO TRAUM ERSTARRT
ZU GLAS.

DER KINDER LACHEN
SCHALLT VON
GRÜNEN HÄNGEN AUS GRANIT.

REGENWÄNDE
SCHLEIERBLICKS AUF MORGEN,
IM WASSERFALL DER SORGEN.



12 / 04. 00 ( Mahè )
IK







KIND IM SCHATTEN ( VARIANTE 2 )


SCHATTEN UNTER BÄUMEN,
DECKEN HOFFEN
AUF DIE SONNEN,
OHNE ZU VERBRENNEN.

SCHATTEN HINTERM HAUSE,
STECKEN SCHRITTE
AUF DEN EIGNEN WEGEN AB,
ZUM GARTENTORE HIN.

SCHATTEN VOR DEN WOLKEN,
STRECKEN TRÜBSAL,
HAUSE UND BÄUME ZU,
MIT BRENNEND REISIG.



28 / 08.00
IK








THESEUS


WILLST DU EIN FEUER ENTFACHEN ?
WILLST DU DEIN FEUER BEWACHEN ?
WILLST DU SEIN FEUER VERLACHEN ?
THESEUS,
WAS WILLST DU IN MEINEM
SCHATTEN MACHEN ?



03 / 09.00
IK








NÄCHTENS


APOLLO, HEISST ER NICHT,
MEIN RICHTER,
DIONYSOS HÄLT MEINE HAND,
ALS DICHTER,
DURCH NEBEL, JENER ZAUBERWAND,
BETRUNKENSEIN VOR SEIN.

WEGE SIND DIE PFADE NICHT,
ZUR SUCHE,
AUFWÄRTS GEHT MEIN SEHNEN,
HIN ZUM TUCHE,
WELCHES SONNEN DEHNEN,
IN GRELLER DUNKELHEIT.

ENTFERNT DER NÄCHTE SCHEIN,
DEM LEIDEN,
FARBLACHEN AUF BAROCKEN STOFFEN,
TIEFBLAUEN SEIDEN,
GOLD GETAUCHT INS HOFFEN,
BEI ALL. DEM IRDISCHSEIN.



05 / 10.00
IK








IM FLUGE


WOLKENUFER IN AZUR,
KÜNDEN VON DEN WEITEN,
ÜBER MIR,
NUR EILEN SIE,
ANSTATT ZU BEGLEITEN.

IM FLUGE ZIEHN,
BERGHÄNGE MEINE SINNE ZU,
VERGEBLICHES ENTFLIEHN,
HEBT AN !
WAS TRÄGT'S MIR ZU ?

SCHLIESST DIE LÜCKE,
WAS DER UFER SICHT,
BIN ICH BESTOHLEN,
JENER KRÜCKE,
UM WELCHE MEIN ERBARMEN FICHT.

WIE UNTER EIS,
BAR RETTEND ALLER BRÄUCHE,
STERB ICH,
SO LEIS,
IM BLICK GERÄUCHE.



17 / 09.00
IK








ANMASSUNG


HERNAN, FRANCESCO.
MIL PESETAS.
NUR DER SCHEIN VON ÜBERMACHT,
WUT KAM ÜBERS MEER.

LATINER IN EISEN.
LATINUM FÜR GELD.
SPRACHEN GELÖSCHT,
IN VERBOTEN GEDANKEN.

AUF PAPIER,
SCHIMMERT DER STOLZ,
DER,
NIE EINER WAR.



12 / 09.00 ( Lanzarote )
 IK








EBENBILD


HIMMELS GEWÖLBE BLITZEN,
GLAUBEN SILBERFÄDEN AN DIE WAND,
IRGENDWER TEILT DAS GESCHEHEN,
IN OBEN ODER UNTEN EIN.

STEIN GEBROCHEN IN DER SCHWEBE,
TRAGWERK GESIMS ALS HOHER KUNST,
WO NUR, WO, BLEIBT DA DAS HALTEN,
VERGANGNER SINNE UNTERGANG.

AM HELLESPONT DER KRIEGER GLANZ,
SPIEGEL MAKELLOSER SPLITTER,
SIEH AN, DASS SCHLUCHT UND HIMMEL,
DER AUGEN REINE TÄUSCHUNG SIND.

KALTER WEG IM STARREN STROM,
HIELT AN IM TODES AUGENBLICK,
ZUR VERSÖHNUNG MIT DEN WELTEN,
SEIN EISIG WASSER LACHEN.

GESTRANDET AUF DER WALSTATT,
ZERSTÖRT DAS EBENBILD,
DURCH DEN SCHLAG INS WASSER,
SPLITTERT TAUSENDFACHES SEIN.

WELLE ODER TROPFEN,
GLAS IN RUHEND LICHT,
ANGESICHTS DER TÄUSCHUNG,
BLEIBT TRÜBES REIN WIE WEIN.

AN DIE STRÄNDE ALLE MANNEN,
ZÄHLT DIE SCHIFFE GRIECHENLANDS,
IHR EDELMUT SOLL HIER,
VERONNEN SEIN ALS HELDENBLUT.

GESTANK DER SCHWEFELBAHNEN,
FOLGT DEN HEISSEN DRAMEN,
STOLZ, GEKRÄNKTER MUT,
WAR NIEMALS FEUERS GLUT.




15 / 09.00 ( Lanzarote )
IK








FEUERBERGE


1

AUS DEM INNERN QUILLT GEKRÖSE,
STURM BEGLEITET IM GETÖSE,
VON GEBÄHREND MUTTER ERDE,
AUF DAS EIN NEUES OBEN WERDE.

GIGANTISCH ZÜNGELN AN DEN HIMMEL,
FONTÄNEN IN DER GLUT GEWIMMEL,
WELCH SCHAUSPIEL AUF DER BÜHNE !
WILDER SCHÜTTLER ATLAS, HÜHNE.

IN STUNDEN NUR, JA AUGENBLICKEN,
SPEIT FASZINIERT IN ROT ENTZÜCKEN,
MAGMA, GLUT, MIT SELTEN ERZEN,
UM ALLES ALTE AUSZUMERZEN.

BÖDEN ZITTERN IN ERSCHAUERN,
DOCH GILT DAS EWIGE BEDAUERN,
HEUTE NUR DEN TOBEND WONNEN,
LEBENDIGKEIT, ZUM LAVAFELD GERONNEN.



2

ZÄHLEN EWIGKEITEN GAR NICHTS ?
HAT DAS BLEIBEN KEIN GEWICHT ?
SOLL SCHÖNHEIT LEBEN ZITTERN LASSEN ?
STÄNDIG DEN UMBRUCH NEU VERBLASSEN ?

BEDENKLICH WÄLZT DER ERZE GLUT,
HANGABWÄRTS, LANGSAM LISCHT DER MUT,
ÜBER BODEN, FELDER KRIECHT DER STROM,
BEDROHLICH WÄCHST EIN TOTENDOM.

ERBROCHEN AM ERSTICKTEN,
UNGEACHTET DER GESCHICKTEN,
STREUT DER KEGEL ASCHEREGEN,
LEICHENTÜCHER, GRAUER SEGEN.

MONDLANDSCHAFT IM KRATERSEE,
SEIN UND MEIN GESCHICK TUT WEH,
OCKER, BRAUN, GEMALT IN MOLL,
EIN ENDE, DAS BEGINNEN SOLL.



13 / 09.00 ( Lanzarote )
IK








DER HELDEN EPOS


I


DER BOGENSCHÜTZE ZIELT,
VOR TROJAS WEITER EBNE HIN.
SIEH DEN STRAND. OH HELLESPONT !
PARIS !
SCHURKE UND VERFÜHRER,
DEIN SCHILD EMPOR, ACHILL !

HELMES FEDER WIPPEN,
ERZÖRNT IM KRIEG,
SCHWERTER FÜHREN STREICHE,
WIDER DER VERNUNFT.
SONNE ! BLENDE IHRE SINNE,
VON DER KLINGE GRELLEM LICHT !

PRIAMOS, DER SÖHNE LEDIG,
NEIGT SEIN HAUPT DEM SCHWUR,
GETÖTETER ACHILL.
DOCH WO SIND DIE HELDEN
HIN !
GFÄLLT IN JENER LACHE STOLZ ?

DER BOGENSCHÜTZE ZIELT,
NACH TROJAS EBNE HIN.
SIEH AN DEN STRAND. OH LEERE !
DER GRIECHEN LAST ENTHOBEN.
MÄR ! ORAKEL STEHN VERWOBEN.
OH ODYSSEUS !

HÖLZERN WIRKT EIN PFERD,
VERLASSEN DORT,
DA EINST DIE HEERE LAGEN.

MEHR STECKT IM RUMPF,
DAS STERBEN.
GEDÄMPFTER SCHEIN, GESTANK.
PARIS ! HARRE !
DEINER RACHE.

UND HELENA.
SIE LACHT.
DER HELDEN IST DERWEIL ZU NACHT,
DER RUHM GEBROCHEN,
AM FELS. AM LEBEN !



II


AGAMEMMNON. GRIECHENKÖNIG.
BRUDER EINES NARREN.
WAHNSINN TREIBT IN BLÜTEN,
HIN ZUM MAMARA.

NEBEL ZEHNER JAHRE,
ZUG DER LEICHENTÜCHER SCHAR,
DECKT HELDENGRÄBER ZU.
SO NAMENLOS, HELD AJAX,
GANZ DEINEM WAHN.

PATROKLES, GETREUER HUND,
ARGOS NICHT ENTFERNT,
UM ACHILLES FERSE SORGE.
NICHT. SEINER LIEBE SINN.

SO DANN,
SCHREITET HEKTOR,
THRONES ERBE,
VOR DAS TOR UND VOR DIE MÄNNER.
STEIN AUF FELS,
POSEIDON WERK.

EIN PFEIL. IRRT UM.
ACH, ACHILLES WEISS.
TIEF DRINGT DAS BLATT INS HERZ.
DER SOHN DER GÖTTER LÄCHELT STUMM.
VORHER,
WAR SEIN SCHMERZ.

AM NAHEN BERG,
DER GÖTTER SITZ,
HALTEN WETTER IHRE SPIELE,
ARES SETZT FIGUREN.
IN
TROJAS WEICHEN SAND.

BEWEINE ALLE HELDEN,
LIEDER KLINGEN WOHL.
NESTOR ! ALTER.
SCHÜTZT DEN TOREN NICHT.

LAOKOON.
BLINDER SEHER.
SCHAU HINTERS NICHTS.
VORAUS !
BIRGT DUNKLE SCHATTEN.
NUR.



III


NOCH FLIEGT DER PFEIL.
ZURÜCK.
HERAKLES SCHLANKE ESCHE,
GEFIEDER,
ROT GETAUCHT INS ROHE FLEISCH.

WO TRIEB DER STROM.
DAHIN.
AUS DEN QUADERN,
GOLDLOS.
TOTE ADERN,
FÄKALIEN EINER STERBEND STADT.

HAT EIN HOCHMUT WOHL
VERGESSEN,
HINTERLAND UND FREUNDE.
KLEINASIENS SONNE SINKT,
VOR DEN MOND AM UFER.

EIN SCHREI !
DIE STIMME BRICHT.
EIN WANKEN. DANN EIN ZITTERN.
DAS ORAKEL SPRICHT.

PARIS STIRBT,
DER KRIEGE HALL
TOBT WEITER.
ZU STEIL DIE FLANKEN. HOHL.
ES HELFEN KEINE LEITERN.

FRONTEN.
PERGAMENTE BRÖCKELN.
HE ! PERMINIDES,
IN ALTEN BÜCHERN SCHON,
WARNEN SPRÜCHE,
LÄNGST DAVOR.

GESCHÄNDET UND GESCHLIFFEN,
TROJA OHNE MAUERN.
IN GRENZEN HÄLT SICH,
NOCH,
TRAUER UND BEDAUERN.

WIND WEHT DRÜBER,
TOT DER BAUM -
VON EWIGKEIT.
UND.
ANMASSUNG.



IV


APOLLOS WAGEN, HELIOS RÄDER,
FEUERBALL DER RACHE !
DAZWISCHEN FÄHRT.
EIN WIND.
VERBLASEN ! DIE GESCHICHTE.

MONDES SICHEL ZÜRNT DEM VOLKE,
AUF DEM RÜCKEN. SCHMOLLEND.
DIOMEDES BLICKE !
RUHE.
ENTFACHT IM FAHLEN LICHT.

FAHRT NUR DAVON.
ZUR ODYSSEE !
HEREIN DER ROLLEN WUCHT.
UND ZIEHT !
HEREIN DEN GAUL,
AUS BLUTGETRÄNKTER BUCHT.

IM SCHWARZEN KLEID :
KASSANDRAS RUF !
WEH' UNS - VATER SIEH !
HÖLZER VOLLER GRIECHEN.

VERIRRT DER PFEIL.
VERWIRRT.
ACHILLES ! HARNISCH OHNE IHN.
WO. SINKT ER HIN ?
DER HELD.

IN LACHEN VON BLUT,
ATEMLOS. ERSTICKTE GLUT,
TAUMEL. WOHIN SEINE WUT ?
GEZETER !
GESCHLAGEN DIE BRUT.

DAS HOLZ GESPEI :
EISERNE KRIEGER !
GETÖSE. VORBEI.
FADER GESCHMACK. ENTZWEI :
REGELN VON
WAFFENGEKLIRR.

MAUERN. GESCHUNDEN.
DIE WEIBER.
LAND UNTER. FREUDEN GELÄCHTER.
NUR ACHILLES IST TOT.
UND PRIAMOS. OPFER DER SCHLÄCHTER.



17 / 09. 00
IK








PROMETHEUS FACKELN


ALLE MEERE SAH ICH SCHLAGEN,
AN GESTADE UNBEKANNT,
OZEANE LIESSEN KEIN ENTSAGEN,
WELTFREMDEN GEGEND UNBENANNT.

OB DER GLANZ VERSENKTER SONNEN,
GAR DER NÄCHTE UNBENOMMEN,
SELBST DEN NAMEN FEINER BLÜTEN,
TROTZEND WALL IN NASSEN WÜTEN.

MEINE FACKELN WARF ICH RAUS,
GRELLE FAHRT AM FIRNAMENT,
WOHL HELLTEN SIE DIE HIMMEL AUS,
DER HORIZONT VERBARG SEIN ORNAMENT.

WELLENMEERE SAH ICH SCHLAGEN,
AN GESTADE SO BEKANNT,
OZEANE TREIBEN MEIN VERSAGEN,
ZU SCHÖNER GEGEND UNERKANNT.

SCHLEUDRE FACKELN IN DEN ORKAS,
ERHELL DAS GANZE SPIEL !
ABER WO VERBERGEN SICH DAHINTER,
DUNKEL : ACHILLES, AJAX, ODYSSEUS.



11 / 09.00
 ( Lanzarote )
IK


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INGO KARWATH

DAS SPHINGENLIED - GEDICHTBAND (IK 2000)

ALLE RECHTE VORBEHALTEN


 

Vogel1